"Ich bin der Knaller - aber sicher!"
Projekt klärte über Gefahren beim Böllern auf
Drei Jahre lang sorgte in der Rollbergsiedlung das Projekt "Ich bin der Knaller - aber sicher!" für einen bewussteren Umgang mit Silvester-Böllern bei Kindern und Jugendlichen. Ende 2016 ist die Förderung ausgelaufen. Rückblick auf ein gelungenes Projekt.
Immer wieder Sachschäden und Verletzungen
Silvester war noch Wochen hin, da konnte man es im Rollbergviertel schon hören: Viele Kids hatten sich mit illegalen Böllern eingedeckt und zündeten, was das Zeug hielt. Die deutlich höhere Sprengkraft der "La Bombas" hallte durch den Kiez, es gab Sachschäden, immer wieder auch Verletzungen und verängstigte Nachbarn.
In Zusammenarbeit mit der Polizei, der Feuerwehr und dem Deutschen Roten Kreuz (DRK) entwickelte das Kinder- und Jugendzentrum Lessinghöhe ein Projekt, das im Vorfeld der Silvester-Feiern die Kids darüber aufklären sollte, welche Risiken durch die Böller drohen und wie man sich vor Verletzungen schützen kann. Gefördert wurde das Projekt, das 2014 startete, durch das Quartiersmanagement aus Mitteln des Programms "Sozialen Stadt".
Schon im ersten Jahr beteiligten sich viele der Lessinghöhe-Besucher und trugen ihr neues Wissen anschließend in den Kiez hinein. Ursache für den Erfolg von "Ich bin der Knaller - aber sicher!" war die sehr anschauliche Art und Weise, mit der die Profis von Polizei, Feuerwehr und DRK Aufklärungsarbeit leisteten. Umrahmt wurde die Aufklärung von Ausflügen, Sportveranstaltungen und kreativen Aktionen. Es wurden z. B. Plakate und Flyer gestaltet und - wie 2015 - auf die Gehwege warnende Bildern in Signalfarbe gesprüht. Ein cooler Rap-Song zum Thema Böllern ist dabei auch entstanden.
Was passiert beim Böllern?
Die Aufklärung kreiste um drei Fragen: Wie muss man sich verhalten, wenn etwas schief geht, wie funktionieren Böller, wo liegen die Gefahren, was kann ich tun, wenn die Knallerei zu sehr stört?
Die Polizei informierte die Projekt-Teilnehmer über die gesetzlichen Regelungen, die Feuerwehr über Brandschutz und das DRK bot Erste-Hilfe-Kurse an. Die Kids besuchten die Feuerwachen in der Emser Straße und in Buckow, 2015 gab es einen Ausflug zur Bundesanstalt für Materialforschung (BAM) nach Steglitz, um mehr über Böller und Wirkungen zu erfahren.
Ein besonders eindrückliches Lehrmaterial schaffte es sogar ins RTL-Fernsehen: Projektleiter George Cicek baute zusammen mit den Jugendlichen Hände aus Mullbinden und Schaumstoff nach, an denen unter Feuerwehr-Aufsicht die Wirkung von legalen Böllern gegenüber den "La Bombas" getestet wurden. Erstere verursachten zwar auch Verletzungen - letztere zerrissen aber gleich die ganze Hand.
Wissen wurde in den Kiez getragen
Damit das Wissen um die Gefährlichkeit der Böller auch die Kids außerhalb der Lessinghöhe erreicht, liefen Mitarbeiter und geschulte Jugendliche vom KiJuZ Lessinghöhe, sogenannte "Peers", durch den Kiez, sprachen Kinder und Jugendliche an oder hielten sie vom Böllern ab. Peer-Educator gingen in die Schulen, um die Klassensprecher zu unterrichten. Diese wiederum klärten die Kids in ihren Klassen auf. Mit Erfolg, wie George Cicek berichtet: "Die Lehrer haben uns das gute Feedback gegeben, dass die Knallerei in den Schulen zurückgegangen sei." Neben den alteingesessenen Bewohnern erreichte das Projekt 2016 erstmals auch viele Flüchtlingskinder. An den Silvesterabenden selbst lief dann auch die Polizei verstärkt Streife im Quartier, und Mitarbeiter der Lessinghöhe standen als Ansprechpartner zur Verfügung.
Um die Aufklärungsarbeit so attraktiv und abwechslungsreich wie möglich für die Kids zu gestalten, hat es 2015 in der Turnhalle der Zuckmayer-Schule ein Fußballturnier gegeben, dessen Gewinner einen Ausflug ins Tropical-Island gewannen. Außerdem gab es Ausflüge zum Kletterwald und in die Jump-Halle. Die Eindrücke ihrer Arbeit setzten die beteiligten Kinder und Jugendlichen in Bildern, Fotos und Videos um. Die Ergebnisse der Projektarbeit wurden dann einmal im Jahr kurz vor Silvseter der Öffentlichkeit präsentiert.
Projekt soll fortgesetzt werden
George Cicek ist überzeugt davon, dass die Böllerei im Kiez durch die Projektarbeit deutlich nachgelassen hat: "Es ist ruhiger geworden im Kiez". Auch nach Ende der Förderung soll deshalb "Ich bin der Knaller - aber sicher!" in verändertem Umfang nachhaltig weitergeführt werden: Zwar werden die Ausflüge, Plakataktionen und Sportveranstaltungen vermutlich entfallen, die Polizei, die Feuerwehr und das DRK werden aber weiterhin dabei sein.
M. Hühn