ein Projekt des AWO FALK-Club Neukölln in Kooperation mit Signe Ibbeken, Simon Mayer und Matthias Richter

(das Programm zum Unsichtbaren Theater finden Sie >>hier)

Unsichtbares Theater beziehungsweise „verstecktes Theater“ wurde im Widerstand gegen den Faschismus von kommunistischen Theatergruppen in den 1930er Jahren entwickelt und von Augusto Boal in den 1960er Jahren für die Situation der brasilianischen Militärdiktatur neu entdeckt. Es ist eine politische oder künstlerische Aktionsform, bei der es darum geht, Theaterstücke nicht auf einer Bühne aufzuführen, sondern ohne Wissen der Zuschauer an öffentlichen Orten. Das unsichtbare Theater zählt zu den Methoden des Theaters der Unterdrückten und ist eine verbreitete Form des Straßentheaters.
Doch gibt es auch Formen des „unsichtbaren Theaters“, die nur einer Verunsicherung des Publikums dienen sollen und provokanten Charakter haben und zu den Methoden der Kommunikationsguerilla zählen. Das „versteckte Theater“ wird auch mit Dario Fo in Verbindung gebracht, weil sich einige seiner Stücke für diese Theaterform sehr eignen und er selbst an solchen Aktionen beteiligt war.
 
    
Charakteristika
Bei dem Unsichtbaren Theater gibt es keine Bühne. Jeder beliebige Schauplatz kann zu einer Bühne werden. Die Zuschauer wissen nicht, dass sie Zuschauer sind und dass ein Theater gespielt wird, sie erleben das Geschehen (zunächst) als normale Alltagssituation. Allein die „richtigen“ Schauspieler wissen Bescheid, die Zuschauer werden allerdings als Akteure in das Stück miteinbezogen - ohne ihr Wissen. Gleichermaßen werden die Schauspieler zu Zuschauern, welche die Aktionen des eigentlichen Publikums beobachten. In dieser Weise agieren Zuschauer und Darsteller gleichberechtigt. Die Konfliktsituation ist von vornherein klar, muss außerdem bis ins letzte Detail geplant werden, nicht nur was die Szene und die Mitwirkenden betrifft; auch die möglichen Reaktionen der Zuschauer müssen vorweggenommen und eingeplant werden, damit die Darsteller so gut wie möglich vorbereitet sind und das Schauspiel schnell und authentisch fortführen können. Als Aufführungsort werden in der Regel öffentliche Orte mit vielen Menschen gewählt, um das nötige Publikum zu sichern. Der Zweck dieses Theaters ist nicht Chaos, sondern die Sicht auf bestimmte Ziele zu lenken.
Das unsichtbare Theater ist in dem Sinne subversiv, als dass es bestehende soziale Ordnungen und Gewohnheiten in Frage stellt. Die Zielsetzung ist meist politisch oder gesellschaftskritisch motiviert, in der Ursprungsform von Boal als verdeckter, aber dennoch sichtbarer Ausdruck von Protest.
Ein Beispiel verdeutlicht den Zweck des Unsichtbaren Theaters: Es ist Premierenabend einer Veranstaltung, ein dünner Mann mit zerrissener Kleidung geht traurig an den eleganten Damen und Herren vorbei und schaut sie an. Andere Schauspieler stehen unauffällig dabei. Während sie die Masse daraufhin in Bewegung setzt, ihre Plätze einzunehmen, bricht der magere Mann zusammen. Dies geschieht in Zeitlupe, um die Aufmerksamkeit aller auf sich zu ziehen: erst mimt er Unwohlsein, sucht Halt an der Wand, bittet um Hilfe und sinkt anschließend zu Boden. Möglicherweise eilen ihm einige Leute zur Hilfe. Nachdem ein „Arzt“ aufgetaucht ist, unterhalten sich die anderen Schauspieler über Elendsreportagen in den Tageszeitungen und über Hungersnöte in Afrika. Anschließend stellt der Arzt seine Diagnose: ein Schwächeanfall, weil der Mann wohl tagelang nichts gegessen hätte. Daraufhin bitten einige Schauspieler die Besucher ihre Eintrittskarten zu Verfügung zu stellen, um dem Mann einige Lebensmittel zu kaufen. Sie zählen auf, was man alles für eine Eintrittskarte zu Essen kaufen könnte: wie viel Fleisch, Salat, Eier etc. Ziel ist, dass jeder Zuschauer den Preis seiner Premierenkarte in Fleisch, Salat, Eier etc. umrechnet, und jeder einzelne wird gefragt, ob es wirklich nötig sei, sein Geld für immer die gleichen Arien auszugeben, anstatt dieses für ärmere Familien zu spenden. Dann wird laut ausgerechnet, wie viel man von jedem Lebensmittel kaufen kann. Zwar spenden nicht alle Besucher etwas, jedoch sind sie vor allen bloßgestellt und womöglich zum Denken angeregt worden.


Das Zusammentreffen von Menschen mit und ohne Assistenzbedarf ermöglicht die Erweiterung von Erfahrungshorizonten aller im Gemeinwesen lebenden Menschen.
Öffentlichkeitsarbeit im direkten sozialen Umfeld.
Zugangschancen für alle.
In der gemeinsamen Erarbeitung eines künstlerischen Projekts begegnen sich Menschen mit und ohne Assistenzbedarf in einem gleichberechtigten Prozess. Im Theaterspiel geht es um den Ausdruck aller menschlichen Gefühle, Gedanken und Erfahrungen.
Gemeinsam werden Szenen erarbeitet, in die jeder Mitwirkende seine eigene Individualität einbringt und in denen er seine Ideen in einem künstlerischen Prozess umsetzen kann.
Darüber hinaus erlebt das Publikum in den Straßen, dass ein Leben mit Assistenzbedarf kein Hindernis für Selbstbewusstsein, Kreativität und Spielfreude ist und dass Menschen mit und ohne Assistenzbedarf gemeinsam künstlerisch aktiv werden.
Ziel des Projekts ist es, Berührungsängste und Vorurteile gegenüber Menschen mit Assistenzbedarf abzubauen. Unsere Besucher warten nicht mehr darauf, dass die Menschen zu ihnen kommen, sondern gehen raus auf die Straßen und zeigen ihre Kreativität, ihre Vielfalt und Ausdruckskraft.
In den Proben und Auftritten arbeiten Menschen mit und ohne Assistenzbedarf gleichberechtigt zusammen und tauschen ihre Ideen und Erfahrungen aus.
Die Themen für die Spielszenen werden nicht vorgegeben, sondern gemeinsam gefunden und diskutiert und anschließend spielerisch umgesetzt. Dabei stehen Spaß und Spielfreude im Vordergrund. Ähnlich wie bei der „Versteckten Kamera“ können die Szenen das Publikum irritieren und humorvoll herausfordern, sie können aber auch ernste Inhalte transportieren und zum Nachdenken anregen.
Die Passanten wiederum erleben, dass Menschen mit Assistenzbedarf selbstbewusste und kreativ-künstlerische Arbeiten präsentieren, die in ihrer Vielfalt und Lebendigkeit einzigartig sind.
Der Film, der aus dem Material der Proben und Auftritte erstellt wird, dokumentiert das Projekt und dient der nachhaltigen Öffentlichkeitsarbeit.
Aus dem Material der Proben und Auftritte wird ein Film erstellt, der in einer Abschlusspräsentation, bei der alle Mitwirkenden anwesend sind, öffentlich gezeigt.
Des Weiteren soll der Film im Anschluss an die Präsentation bei Wettbewerben und anderen Ausschreibungen eingereicht werden, um die Arbeit nachhaltig bekannt zu machen.
Jeder Mitwirkende erhält eine DVD.

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