Jeder Mensch, der etwas selbst gebaut hat, weiß, dass man mit dem Produkt sorgsamer umgeht als mit solchen, die man gekauft oder einfach so bekommen hat. Mit Selbstgebautem identifiziert man sich und außerdem sorgt schon die Planung dafür, dass das Ergebnis passgenau ist.

Für die Architektinnen Susanne Heiß und Katharina Sütterlin ist diese Weisheit zur Grundlage von Projekten und Planungen geworden, die sie seit ein paar Jahren an Berliner Schulen umsetzen. Nach den QF 2 Projekten „Wir bauen einen Tisch und wir bauen eine Bank“ an der Regenbogenschule gestalten sie nun zusammen mit 12 SchülerInnen und dem Sonderpädagogen Phillip Langfermann neue Freizeiträume in der Zuckmayer-Schule. Der Bedarf an solchen Räumen ist groß, denn die Schule bietet als „Integrierte Sekundarschule“ auch Nachmittagsunterricht an, und die SchülerInnen benötigen Räume, in denen sie sich in den Freistunden oder Pausen aufhalten können. Die Schulleitung freut sich, dass sie nun zumindest zwei Räume hierfür zur Verfügung stellen kann.

Der ganze Gestaltungsprozess wurde offen und demokratisch organisiert: In allen 8. Klassen wurden SchülerInnen gewählt, die sich an dem Projektteam beteiligen konnten. Danach wurde in den 7. und 8. Klassen ein Fragebogen verteilt, um heraus zu bekommen, was SchülerInnen von den neuen Freizeiträumen erwarten. Die 12 gewählten SchülerInnen führten zudem Interviews mit in den Klassen, mit LehrerInnen, dem Rektor und dem Hausmeister.Ergebnis: ein Zimmer soll als „Aktionsraum“ genutzt werden, das zweite zum Ausruhen oder einfach zum Rumhängen („Chillen-Extrem“).

Damit sich die SchülerInnen ein konkretes Bild von Umbauarbeiten mit Schülerbeteiligung machen konnten, unternahm die Gruppe einen Ausflug zur Nürtingen-Grundschule, an der Katharina Sütterlin mit ihrem Büro Bauereignis Sütterlin Wagner, ihr erstes Schulprojekt umsetzte. In der darauffolgenden Phase bauten die SchülerInnen Modelle ihrer Wunschräume. Entschieden haben sich die SchülerInnen für ein Podest, Sitzkissen und Gerüst, an dem Hängematten befestigt werden können. Im zweiten Raum wird der Billardtisch und der Tischkicker aufgestellt. Außerdem sollen hier eine kleine Tribüne, ein paar Barhocker und ein hoher Tisch gebaut werden. Die gewünschte Graffitiwand für jeden Raum ist im Budget leider nicht mehr drin, die wollen nun die Lehrer/innen im Kunstunterricht herstellen.

Wenn Ende September die Pläne der Architektinnen vorliegen, wird im Oktober die Gruppe unter Anleitung der beiden erfahrenen Handwerker Gottfried Knodt und Camillo Kuschel die Stücke bauen. An den Baumaßnahmen wollen sich alle SchülerInnen beteiligen, die in der Planungsphase dabei waren. „Wir haben eine tolle Gruppe mit cleveren SchülerInnen, die sich alle engagieren“, erzählt Susanne Heiß, „es gibt keine Cliquenbildung und auch keine Rivalität zwischen Jungs und Mädchen.“

Im eingangs erwähnten Fragebogen wurden alle Siebt- und Achtklässler auch nach ihren Befürchtungen bezüglich der Raumnutzung befragt. An erster Stelle rangiert die Angst, dass alles kaputt gemacht wird. Susanne Heiß und Katharina Sütterlin sind allerings optimistisch: Wenn man geeignete, von den SchülerInnen gestaltete Räume zur Verfügung stelle, könne sogar auf eine Aufsicht verzichtet werden.
Das Projekt wird aus Mitteln des Quartiersfonds 3 mit 10.000 € gefördert.
Mathias Hühn, 2012/ Fotos:
Büro Bauereignis Sütterlin Wagner

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