Ein bedeutender Moment für alle Beteiligten: Im Rixdorf Saal des Neuköllner Rathauses bekamen am Mittwoch, den 23. November die Schüler:innen der Klasse 9c der Zuckmayer-Schule von Bezirksbürgermeister Martin Hikel die Ehrenamtsurkunde Bezirks Neukölln überreicht. Grund für die Verleihung ist das gesellschaftliche Engagament der Schüler:innen, die in den letzten Jahren Spenden an Obdachlose verteilten, Geld für Flutopfer und Krebskranke sammelten, Stolpersteine putzten und alte Menschen im Wohnheim besuchten.Alle begann mit Hussein Kanaan. Der aus Rheinland-Pfalz stammenden Lehrer kam 2020 an die Zuckmayer-Schule und startete kurz darauf verschiedene Projekte, darunter Thai-Boxen für Kinder und einen Kuchenbasar, dessen Erlöse den Flutopfern im Ahrtal zugute kamen. Später folgten Besuche in der MoRo Seniorenwohnanlage, das Verteilen von Sachspenden an obdachlose Menschen, mehrere Kiezputze im Rollberg, das Putzen von Stolpersteinen und noch weitere Kuchenbasare, deren Erlöse an krebskranke Menschen oder an Projekte im Senegal gingen. Immer mit dabei: zwischen 10-25 Rollberger Schülerinnen und Schülern.
Engagement für die Gesellschaft
Hussein Kanaan verfolgt mit den Aktionen das Ziel, den Schüler*innen zu vermitteln, dass jede und jeder etwas tun kann, um die Welt ein Stück besser zu machen. In diesem Sinne lobte auch Bürgermeister Martin Hikel das Engagement der 14- und 15-jährigen Jungen und Mädchen aus der Zuckmayer-Schule: "Ich finde, ihr seid etwas Besonderes", so Hikel, "weil ihr ein Teil der Gesellschaft seid, der etwas verändern will." Eine Demokratie, so der Bürgermeister weiter, brauche solche Menschen und gerade die Freiwilligkeit sei der große Unterschied zu autokratischen Systemen, in denen Menschen zur Mitarbeit gezwungen würden. Zuvor lobte Jannik Sohn vom Neuköllner EngegementZentrum (NEZ), dass die Schüler*innen Verantwortung für die Gesellschaft übernehmen würden und ermutigte zum Weitermachen: "Bleibt am Ball."
Zusammen mit dem Bezirksamt verleiht das NEZ einmal im Jahr den Neuköllner Ehrenamtspreis, zu dem normalerweise Einzelpersonen vorgeschlagen werden. Die Verleihung an eine Schulklasse war eine Premiere. Zustande gekommen war dies durch Stephanie Lehr vom Quartiersmanagement Rollberg, die die Klasse vorgeschlagen hatte. Zur Preisverleihung kamen die Rektorin der Zuckmayer-Schule, Kristin Stollin, Philipp Rhein von der Koordinierungsstelle für Beteiligung und Engagement des Bezirksamtes sowie Wolfgang Hecht, Mitglied der Bezirksverordnetenversammlung.
Ein Gewinn auch für Schüler:innen
Von ihrem Engagement profitieren die Schüler:innen freilich auch selbst. "Uns hat am meisten das Essenverteilen an Obdachlose beeindruckt", erzählen Saga und Ajlina, zwei Schülerinnen aus der 9c. Des Weiteren sei das Putzen der Stolpersteine nachhaltig in Erinnerung geblieben, weil man viel über die Geschichten der verschleppten Menschen erfahren habe. Jede Aktion wird von Hussein Kanaan theoretisch mit den Kindern vorbereitet, so analysierte die Klasse die Gründe für Obdachlosigkeit oder spielte die Gründung eines Obdachlosenheims durch. "Am meisten hat den Kindern aber ein DANKE oder ein freundlicher Blick eines obdachlosen Menschen bedeutet, wenn wir Essen oder Hygieneartikel verteilt haben", erzählt Hussein Kanaan.
Sachspenden gesucht
Auch dieses Jahr wird die Klasse wieder Sachspenden an Bedürftige verteilen. Wer die Klasse unterstützen möchte, kann dies gerne tun. Gebraucht werden vor allem wärmende Socken, Handschuhe, Schals und in kleine Gefrierbeutel abgepacktes Hundefutter.
Der Besuch im Rathaus wurde übrigens mit einem Blick über das Große und Ganze belohnt: Die Klasse bekam nach der Überreichung der Urkunden und eines Buch-Gutscheins eine exklusive Führung auf den Turm des Rathauses spendiert.
Text/Bild: 23.11.2022, M. Hühn
