2022 rollberger boxgymIn den beiden letzten Jahren war es in Neukölln rund um den Jahreswechsel und vor allem in der Silvesternacht selbst immer wieder zu Verletzungen und Sachschäden durch Knallerei mit zum Teil illegalen Böllern gekommen. „Auch hier bei uns im Rollberg gab es rund um das letzten Silvester 2022/23 brennende Mülltonnen und manch Anwohnende waren verunsichert durch zum Teil illegale Böller und Schreckschusspistolen“, erinnert sich Sozialarbeiter Caner Altin vom Verein Kiezanker e. V. Um solchen Szenarien dieses Mal vorzubeugen und einen friedlicheren Start ins neue Jahr 2024 sicherzustellen, haben er und weiter Beteiligte des Projekts „Gewaltprävention im Rollberg – Stärkung von Jugendlichen und deren Eltern“ sich bereits im Vorfeld mit Polizei und Feuerwehr zusammengesetzt. Hier lest ihr mehr ...

Erfahrungen hat der Schulsozialarbeiter Caner Altin bereits von früheren Projekten wie „Ich bin der Knaller – aber sicher“ (bis 2016) und „Verknallt an Silvester“ (bis 2022). Gemeinsam wurde deshalb rechtzeitig vorab überlegt, durch welche Maßnahmen Jugendliche erreicht und wirksame Aufklärungsarbeit zu den Gefahren insbesondere von so genannten illegalen „Polenböllern“ geleistet werden können. Obwohl eine geplante Aktion in Kooperation mit der Polizei aufgrund des dortigen hohen Krankenstandes nicht stattfinden konnte, haben unterschiedlichen Maßnahmen des Projekts zu einem friedlichen Silvester im Rollberg beigetragen.

Vorab-Maßnahme: Darüber reden!
In Vorbereitung auf den Jahreswechsel 2023/2024 wurde bei verschiedenen Anlässen im Quartier über Silvester gesprochen. So thematisierten das QM-Team und der Projektträger beispielsweise im Rahmen der Quartiersratssitzung am 06. November. kritisch die Situation der letzten Jahre und suchten den Austausch mit den beteiligten Eltern aus dem Kiez. Dabei zeigte sich eine sehr unterschiedliche Meinung und Wahrnehmung der Problematik. Es wurde berichtet, welche Rolle ältere Geschwister oder Eltern bei der Beschaffung von Feuerwerkskörpern und der Nahost-Konflikt dieses Jahr spielen könnten. In den anliegenden Schulen führte die Polizei Workshops mit einzelnen Klassen durch, um mit Kindern und Jugendlichen ins Gespräch zu gehen.

Gemeinsamer Workshop mit Jugendlichen, Eltern und der Feuerwehr
Eine besonders wichtige Maßnahme war die Kooperation vom lokalen Verein Kiezanker e. V. mit der Berliner Feuerwehr und der gemeinsame Workshop im Kinder- und Jugendzentrum Lessinghöhe am 27. Dezember. Mit 24 wissbegierigen jugendlichen Teilnehmern und vier Elternvertretern wurde er zur erfolgreichen Maßnahme der Präventionskampagne. In drei Blöcken, die von 18 bis 20 Uhr geplant waren, stellte die Feuerwehr mit einer reich bebilderten Powerpoint-Präsentation und einem praktischen Teil zunächst vor, wofür sie als Institution überhaupt da ist und was die unsachgemäße Verwendung von Feuerwerkskörpern für Schäden anrichten kann. „Hierfür wurde mit selbstgebauten Handmodellen demonstriert, was zugelassene und was illegale polnische Böller machen, wenn sie in der Hand losgehen“, erzählt Caner. Die zerstörerischen Ergebnisse, die an den zerfetzten Modellen abzulesen waren, hinterließen großen Eindruck bei den Jugendlichen.
„Interessant war zum Beispiel auch, wie viele von ihnen die Notrufnummer 112 gar nicht kannten. Viele dachten, wenn sie die Feuerwehr rufen wollen, müssten sie die 911 wählen, was wohl daran liegt, dass sie so viele amerikanische Serien schauen.“
Die vielen Fragen der Jugendlichen verlängerten die Veranstaltung um anderthalb Stunden. Besonders interessant für die jungen Menschen war der Berufseinstieg in die Feuerwehr. Auf die Frage „Wie kommt man eigentlich zur Feuerwehr?“ erfolgte eine ausführliche Berufsberatung. „Dabei wurde zum Beispiel geklärt, ob ein erweiterter Hauptschulabschluss reicht, um bei der Feuerwehr einzusteigen oder wo man ehrenamtlich mithelfen kann“.



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Aufsuchende Straßenjugendsozialarbeit vor und um Silvester
Durch eine Zusammenarbeit von Kiezanker e. V. mit dem Kinder- und Jugendzentrum Lessinghöhe sind in der Zeit zwischen dem 28. Dezember und Silvester außerdem Jugendsozialarbeiter im Kiez herumgelaufen und haben gezielt Jugendliche angesprochen. Themen waren unter anderem: Wo kann geböllert werden und wo nicht, etwa weil dort ältere Menschen wohnen? Auch in der Silvesternacht selbst war Caner Altin in der Rollbergsiedlung und mit seinen Kolleg*innen ansprechbar.
Zusätzlich zur Beruhigung der Silvesternacht beigetragen haben könnte auch ein Aufruf auf Social Media, der von einigen Rollberger Eltern geteilt wurde. Er stand unter dem Motto „Es gibt einen Krieg im Nahen Osten, deshalb ist auf das Schießen von Feuerwerkskörpern zu verzichten.“

Fazit: Präventionsprojekte mit Eltern und Jugendlichen zeigen Erfolg!
Das Ergebnis der Maßnahmen lässt sich in jedem Fall sehen. „Es war ein Riesenunterschied zu den Jahren davor. Außer am Falkplatz und vor der Sonne, wo geböllert wurde, blieb es weitgehend ruhig“, fasst Caner zusammen. „Obwohl im Kiez selbst weder Polizei noch Feuerwehr präsent waren, ging hier alles geordnet und weitgehend sicher zu. Es wurden keine Raketen aus der Hand abgefeuert, es wurden keine Knaller oder Raketen in Richtung von Menschen geschossen und es haben keine Mülltonnen gebrannt. Möglicherweise sind einige Jugendliche in die Hauptstraßen ausgewichen, aber insgesamt hat unser Engagement für den Rollberg in jedem Fall eine Verhaltensänderung bewirkt.“

Auch nach dem Jahreswechsel sind im Rollberg weitere Veranstaltungen zwischen Feuerwehr/Polizei und Kiezanker e. V. zur Gewaltprävention geplant. Dazu gehören
– ein Workshop im Kiezanker mit Eltern und Feuerwehr am 22.01.2024 zu den Themen: Erfahrungen mit der Feuerwehr, Was macht die Feuerwehr? Wann rufe ich die Feuerwehr? Strukturen in der Notfallrettung und Angriffe gegen Einsatzkräfte
– ein Besuch der Feuerwache mit Jugendlichen
– ein Fußballspiel gegen ein Team der Feuerwehr im Sommer 2024
– und Aktionen mit der Polizei zur Gewaltprävention
– Ausbildung von Jugendlichen zu Kiezheld*innen
– wöchentliche sportpädagogische Angebote für Jugendliche
– Angebote für Väter um Erziehungskompetenz zu fördern

Mehr Informationen zum Projekt „Gewaltprävention im Rollberg – Stärkung von Jugendlichen und Eltern“ unter diesem Link.

Das Projekt „Gewaltprävention im Rollberg – Stärkung von Jugendlichen und Eltern“ wird gefördert mit Mitteln des Programms „Sozialer Zusammenhalt – Zusammenleben im Quartier gemeinsam gestalten“.

Text: Holger Heiland, Januar 2023
Bilder: Kiezanker e. V.





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