Im Rollbergviertel wohnen Menschen mit sehr unterschiedlichen Biografien: es gibt Alteingesessene, neu Zugezogene, Alte, Kinder und Jugendliche, Menschen verschiedener Herkünfte und verschiedener sexueller Orientierungen. Die verschiedenen Zugehörigkeiten der Rollberger*innen führen in der Regel dazu, dass sich Menschen kaum begegnen: Gruppen bleiben unter sich, suchen die immer gleichen Orte auf und finden so keine Gelegenheit, miteinander in Kontakt zu kommen.
Das Quartiersmanagement Rollbergsiedlung startet nun das Projekt „Starke Nachbarschaft im Rollbergkiez“, in dem es genau darum geht: Möglichkeiten für Begegnungen zu schaffen. Umgesetzt wird das Projekt vom Förderverein MORUS 14 e.V.
Offene Gespräche führen
„Wir wollen neue Ideen ausprobieren und starten deshalb mit einer großen Befragung", erklärt Susanne Weiß, Geschäftsführerin des Fördervereins MORUS 14 e.V. „Welche Orte kennen die Menschen im Kiez? Haben sie Kontakt zu den Nachbar*innen oder Kontakt zu Menschen unterschiedlicher Herkünfte? Welche Veranstaltungen interessieren die Bewohner*innen? Welche Konflikte gibt es usw." Letztlich gäbe es aber keinen starren Fragenkatalog, sondern man wolle offene Gespräche führen, in denen auch Raum für neue Gesichtspunkte ist. „Wir wollen herausfinden, welche Interessen die Menschen wirklich haben", sagt Susanne Weiß.
Das Projekt setzt an mehreren Punkten an, die maßgeblich das Zusammenleben im Kiez beeinflussen:
1. Das gemeinsame Leben in den einzelnen Häusern,
2. die Kommunikation und Informationsvermittlung untereinander und
3. gemeinsame Veranstaltungen im Rollbergkiez.
Kommunikation in den einzelnen Häusern
Auch wenn es leicht möglich ist, sich auf der Straße nicht zu begegnen, in den einzelnen Häusern sieht das anders aus: die Nachbar*innen leben Tür an Tür, grüßen sich, helfen sich, ignorieren sich vielleicht oder haben sogar Konflikte untereinander. Gemeinsam ist allen, dass sie sich im Haus nicht wirklich aus dem Weg gehen können. Oft fehlt nur der geeignete Anlass, um sich besser kennenzulernen, Gemeinsamkeiten zu entdecken oder Vorurteile und Konflikte auszuräumen. Hilfreich könnten hier einzelne Bewohner*innen sein: „Wir haben beobachtet, dass es in den meisten Häusern Menschen gibt, die mit vielen Nachbar*innen kommunizieren. Eine Möglichkeit wäre z.B. diese Menschen als Multiplikator*innen und Brückenbauer*innen zu gewinnen: Sie könnten im Konfliktfall vermitteln, Nachbar*innen für gemeinsame Aktionen gewinnen, Infos von Rollberger Akteuren weiterleiten und vieles mehr."
Wie erreicht man die Nachbar*innen?
Der Erfolg der Ideen hängt nicht zuletzt von der Informationsvermittlung ab. Wie erreicht man die unterschiedlichen Menschen? MORUS 14 hat gerade durch die Corona-Krise eine neue Erfahrung gemacht: Weil sich die Menschen nicht „wirklich" treffen können, hat der Verein einen WhatsApp-Kanal eingerichtet, über den Informationen geteilt werden. „Wir haben im Februar sogar einen Elternabend im Rahmen des Netzwerks Schülerhilfe darüber organisiert und der lief super", erzählt Susanne Weiß. Weil viele Menschen zuhause weder Laptops noch PCs, aber fast alle ein Handy haben, bringe es am meisten, über sogenannte Messenger-Dienste wie WhatsApp zu kommunizieren. Möglich wäre sogar, eine Art Radio Rollberg darüber laufen zu lassen.
Andere Menschen wiederum informieren sich über Aushänge im Haus oder Plakate. Um diese Menschen zu erreichen, soll neben der Rollberger Sonne ein „Kiezeck“ aufgestellt werden, eine Art interaktive Litfaßsäule, die vom Träger LIFE e.V. für Aushänge und Austausch in QM-Gebieten zur Verfügung gestellt wird. Das „Rollberger Eck“ wird im Rahmen des Projekts von MORUS 14 betreut und soll gemeinsam mit der Nachbarschaft gestaltet werden. An der Säule könnten neben Infos zu Corona-Hilfen und Beratungsangeboten auch Veranstaltungshinweise angebracht werden.
Gemeinsame Aktionen
Die optimistische Perspektive für erste Veranstaltungen nach dem Lockdown ist der Tag der Nachbar*innen am 28. Mai 2021. MORUS 14 würde gerne Tische aufstellen, an denen sich Nachbar*innen zu einer gemeinsamen Aktion oder einem gemeinsamen Essen treffen können. „Essen ist die große Schnittmenge zwischen den Menschen, das interessiert alle", so Susanne Weiß. Auch hier hat MORUS 14 in der Vergangenheit reichliche Erfahrungen gesammelt. Jahrelang organisierte der Verein jeden Mittwoch ein gemeinsames Mittagessen im Gemeinschaftshaus. Wie neue „Essens"-Formate aussehen könnten, ist aber noch völlig offen: „Wir fragen jetzt erstmal die Rollberger*innen, was sie sich vorstellen können, was sie interessiert."
Wer Vorschläge für gemeinsame Begegnungen hat, kann sich gerne an MORUS 14 e.V. wenden.
Kontakt:
MORUS 14 e.V.
Werbellinstr. 41
Telefon / WhatsApp: 030 680 861 10
Mail: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!
www.morus14.de
Dieses Projekt wird durch die Bundesrepublik Deutschland, das Land Berlin im Rahmen der Zukunftsinitiative Stadtteil und das Programm Sozialer Zusammenhalt gefördert.