2021 forum drogenmissbrauchUm über das Thema Drogenkonsum aufzuklären, lud das GEKO am Freitag, den 30.07. zum Nachbarschafts-Forum auf den Falkplatz ein. Das Thema löst oft Ängste, Abwehrreaktionen oder einfach nur Ratlosigkeit aus. Um mehr darüber zu erfahren, lud das GEKO Dennis Andrzejewski von Fixpunkt gGmbH und Andreas Freese von der AID ein. Vom GEKO begleiteten Kirsten Schubert und Dorit Philips die Veranstaltung.

Spritzen in Parks oder auf Kinderspielplätzen, Drogenkonsum in der Nachbarschaft, in der Familie, auf der Straße - so gut wie alle Rollbergerinnen wurden schon einmal mit dem Problem konfrontiert. Dass die Reaktionen heftig ausfallen können, zeigte sich im Herbst 2016, als die Ambulanz für integrierte Drogenhilfe, kurz A.I.D. Berlin, ins Rollbergviertel zog. Tagelange Proteste und hitzige Diskussionen waren die Folge. Seither hat sich die Situation beruhigt, zwischen den Patientinnen der Praxis und den Anwohnenden gibt es kaum Berührungspunkte. Gleichwohl löst das Thema Drogenabhängigkeit immer noch Ängste und Abwehrreaktionen aus. Oder es lässt die Menschen einfach nur rat- und hilflos zurück.

Das Interesse der Rollberger:innen am Nachbarschaftsforum war erstaunlich hoch, etwa zehn Zuhörer:innen blieben von Anfang bis Ende, immer wieder hielten Passanten an, um zuzuhören oder über ihre eigenen Erfahrungen zu berichten.

Eine Anwohnerin schilderte ihren Eindruck, dass der Drogenkonsum insgesamt zugenommen habe. In ihrem Hausflur lägen schon seit längerer Zeit Spritzen, in die schon Kinder gefasst hätten. "Die Kinder entwickeln Ängste vor den Süchtigen und trauen sich nicht mehr alleine raus." Letztlich", so die Anwohnerin, "müsste es einen nicht-öffentlichen, geschützten Raum für den Drogenkonsum geben, abgegrenzt von Familien und Kindern."

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Was tun, wenn man eine Spritze findet?
Eine Infektion mit HIV durch den Stich einer Nadel ist unwahrscheinlich, allerdings stellt Hepatitis eine Gefahr dar. Spritzen sollten deshalb mit einem Werkzeug angefasst und in ein Gefäß gesteckt werden. Wenn jemand unsicher ist, wie man mit der Spritze umgehen soll, kann man auch die 110 anrufen. Die Polizei und das Ordnungsamt sind entsprechend geschult und ausgerüstet.
-> Broschüre Fixpunkt

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Hilfe und lebenslange Begleitung
Geschützte Räume für suchtkranke Menschen werden u.a. von Fixpunkt gGmbH in der Karl-Marx-Straße, in der Reichenbergerstraße und in der Birkenstraße angeboten. "Der Bedarf ist da, die Auslastung ist hoch", so Dennis Andrzejewski von Fixpunkt. Allein in die Reichenberger kämen täglich 60 bis 100 Menschen. Dass die Räume funktionieren, läge auch im Interesse der Besucher:innen: "Die Klienten halten sich an Regeln, sind dankbar für das Angebot und wollen nicht, dass die Einrichtungen Schaden nehmen."

Weitere Teile der Arbeit von Fixpunkt sind die Vermittlung von Substitutionsangeboten, die Unterstützung im Alltag und bei Ämtern sowie die Vermittlung von Gesundheitsangeboten für aktiv Süchtige. Mitunter begleiten die Sozialarbeiter:innen von Fixpunkt die Patient:innen über sehr lange Zeiträume: "Die Sucht", so Dennis Andrzejewski, "ist eine chronische Krankheit, Therapien sind meist nur temporär erfolgreich. Bei vielen ist eine lebenslange Begleitung nötig."
Er sehe auch eine Zunahme der Fälle, wobei insbesondere die Obdachlosigkeit bei suchtkranken Menschen. problematische Ausmaße angenommen habe. Ursache seien u.a. die deutsche Sozialgesetzgebung, die Menschen aus Osteuropa nicht absichere und natürlich der Mangel an bezahlbaren Wohnungen. "Weil solche Wohnungen fehlen, werden Menschen nach einer Therapie oder dem Aufenthalt im betreuten Wohnen in die Obdachlosigkeit entlassen." Für viele sei dies eine frustrierende Erfahrung mit Folgen: "Wozu soll ich clean werden? Es ist doch sowieso alles Mist."

Eine Praxis für alle
Unterstützung für jene, die trotzdem weg von der Spritze wollen, bietet die Ambulanz für integrierte Drogenhilfe (A.I.D. Berlin) an. Wichtig sei, so Andreas Freese, dass man mithilfe von Sozialarbeiter:innen parallel zur Substitution auch die Probleme der Klienten angehe. In der Praxis in der Falkstraße selbst würden vor allem die gesundheitlichen Folgeerscheinungen der Sucht behandelt und dies täglich: "Wir sind 7 Tage die Woche da."
Unter den Nachbar:innen, so Andreas Freese, gebe es zwar immer noch Vorbehalte, diese würden aber in der Regel mit der Security der Praxis geklärt. Wichtig ist, dass wir eine hausärztliche Kiezpraxis sind, in die jede und jeder aus der Nachbarschaft kommen kann."

Kontakt:
AID Neukölln
Morusstraße 16A, 12053 Berlin
Telefon: 030 233240531



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